Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit entstehen immer neue Medien, die sich der Wahrnehmung durch unsere Sinne entziehen. Wir können die Ergebnisse wahrnehmen, die Prozesse aber nicht wirklich greifen. Meine Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Frage, welche Rolle Materialität, Raum, Zeit und Produktpräsenz im Arbeitsprozess spielen, besonders bei der Arbeit im kreativen Bereich. Es entstand ein Dialog in Form eines Buches.
✦ Die Arbeit wurde mit dem newway award 2007 ausgezeichnet.✦
Es war mir wichtig, meine Arbeit nicht in Form von Datenmengen weiterzugeben. Es sollte ein greifbares Produkt sein, das zumindest teilweise durch „mein Handwerk“ entstand. Die Bleisatzdrucke und Buchbindearbeiten habe ich selbst übernommen. Dazu verbrachte ich drei Wochen in den Werkstätten von Katja Zwirnmann und Thomas Siemon in der ehemaligen Baumwollspinnerei in Leipzig.
Alle Zitate sind anstelle von Fußnoten mit einem Quellcode versehen. Bei literarischen Quellen und Sondermedien handelt es sich um einen ASCII Code in Verbindung mit den Seitenangaben. Den Zitaten aus Interviews sind Binärcodes zugeordnet. Mit Hilfe eines ausklappbaren Literaturverzeichnisses kann nachgesehen werden, um wessen Stimme es sich handelt. Wie bei einem Bildschirm liegen die Quellcodes hinter der Oberfläche, hier scheinen sie aber durch. Dies wurde möglich durch einen spiegelverkehrten Druck auf transparentes Papier. Grundgedanke der Quellcodes war, die schwer greifbare Sprache, mit der digitale Systeme arbeiten, auf das Medium Buch zu übertragen.
Das Codierungssystem wurde in umgekehrter Variante, durch Auflösen des Codes in Zahlen beim Titel angewendet. Der Zahlencode kann mit Hilfe der im beiliegenden Heft „Fleisch und Blut“ abgedruckten ASCII-Tabelle entschlüsselt werden.
Die Kapitel sind durch handgesetzte Begriffssammlungen miteinander verbunden. Der Bedeutung der Begriffe in Bezug auf die Arbeit soll so Rechnung getragen werden. Wie bei den Codes gibt es ein davor und dahinter, hier in Bezug auf horizontale Linien, die aus den Video-Standbildern übertragen wurden. Auf den Rückseiten der Begriffssammlungen befinden sich Standbilder aus dem Videomaterial der Reise. Es sind Bilder, die eher zufällig entstanden sind, aber ebenfalls bei Übergängen in einen anderen Raum oder eine andere Situation. Hier werden sie verwendet beim Übergang von einem zum nächsten Kapitel.
Die Videostandbilder im beiliegenden Leporello sind unscharf. Sie sollen nicht anleiten oder erklären, sondern die Atmosphäre der Suche, der Reise und der Bewegung vermitteln. Da es sich bei den Bildern um unterstützende Eindrücke handelt, wurden sie nicht in die Textteile eingebaut. Hier hätten sie den Lesefluss unterbrochen. Sie können allein oder parallel zum Text gelesen werden.
Projektfotos: Roswitha Schneider