Über ein biedermeierliches Ruhemöbel
im Bregenzerwald
Wie kommt ein Sitzmöbel aus einem städtisch geprägten Umfeld der Biedermeierzeit in die bäuerlichen Stuben des Bregenzerwaldes? Warum sind sie einander ähnlich, aber nicht gleich und wie sind sie aufgebaut? Diese Fragen gaben Anlass zur Ausstellung im vorarlberg museum.
Ein Ziel der Ausstellungsgestaltung war es, mit sparsamen Mitteln und im öffentlich zugänglichen Atrium des Museums, ein großes Publikum zu erreichen. Die Ausstellung präsentiert Kanapees, die auf schwarzen Werkstattböcken eine Verfremdung erfahren und in den Fokus gerückt werden. Oberhalb dieser Ebene leitet die Anordnung der Textbahnen und Bildschirme durch die Ausstellung. Sie liefern Hintergrundinformation und treten in Dialog mit den Besuchern. Lediglich ein Kanapee, das in der Ausstellung als Sitzmöglichkeit dient, steht am Boden.
Das Restaurieren 200 Jahre alter Sitzmöbel ist nachhaltig. Das sollte auch die Ausstellungsgestaltung sein. Eines ihrer Ziele war, möglichst wenig Abfall zu produzieren und Materialien zu verwenden, die es im Museum bzw. in der Themenwelt der Ausstellung bereits gibt.
Ausstellungsgestaltung im vorarlberg museum
Schwarzer Teppich und Museumskarton waren lagernd und konnten auf die Anforderungen hin zugeschnitten werden. Die Böcke werden nach der Ausstellung in den Werkstätten der beteiligten Handwerksbetriebe verwendet. Die Texte sind auf unbehandelten Leinenstoff der Oberösterreichischen Firma Vieböck gedruckt, der bei der Polsterung verwendet wird. Ein Beamer projiziert Zitate aus den Werken des Bregenzerwälder Schriftstellers Franz Michael Felder (1839-1869), die vom Leben rund um das Kanapee handeln. Vier Bildschirme zeigen Abbildungen von originalen Biedermeierstoffen aus dem MAK in Wien und Interviews der beteiligten Handwerker. Über zwei Kopfhörer können Besucher das Lied „Das Kanapee … ist mein Vergnügen“ aus dem 19. Jh. anhören, das der Ausstellung ihren Titel gab. Die Beleuchtung wirft Silhouetten der Kanapees an die Wand. Daran angelehnte biedermeierliche Scherenschnitte finden sich auch in Form der grafisch abstrahierten Lyren wieder.
Konzept und Umsetzung entstanden in Zusammenarbeit mit dem Team des vorarlberg museums, Heike Schlauch raumhochrosen, Johannes Mohr (Mohr Polster) und Edgar Waldner (Waldner – Schönes aus Holz).
✦ Das Projekt wurde als WINNER beim BIG SEE Interior Design Award 2024 ausgezeichnet ✦
Kuratierung: Theresia Anwander, Heike Schlauch ✦ Druck: Mader Werbetechnik ✦ Projektfotos: Roswitha Schneider, Albrecht Imanuel Schnabel